In Kooperation mit dem internationalen Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt Jung & Naiv ab sofort… die Deutschen! Jeden Monat können wir uns auf repräsentative Ergebnisse von drei politischen Umfragen freuen. Da Umfrageergebnisse in Deutschland einen hohen Stellenwert in Politik und Medien haben und diese Macht in absehbarer Zeit nicht abnehmen wird, finden wir es an der Zeit der deutschen Bevölkerung wenigstens mal andere Fragen als die gängigen Sonntags- und Pferderennenfragen zu stellen. Umfrageergebnisse sind immer auch Medienwirkungsforschung – und dieser politischen Macht der Medien wollen wir mit YouGov, neben anderen Aspekten, nachgehen.
Mehrheit der Deutschen für Begrenzung von Kanzleramtszeiten
Die Amtszeit eines Regierungschefs in Deutschland beträgt regulär vier Jahre. Eine Kanzlerin bzw. ein Kanzler kann unbegrenzt wiedergewählt werden. Konrad Adenauer war mehr als 14 Jahre Bundeskanzler, Helmut Kohl 16 Jahre, Angela Merkel ist im November 11 Jahre im Kanzleramt. Die Mehrheit der Bevölkerung möchte dies ändern: 60 Prozent der Deutschen sprechen sich für eine Begrenzung von Amtszeiten eines Bundeskanzlers aus. Nur 30 Prozent sind der Meinung, dass es weiterhin keine Beschränkung geben sollte. 10 Prozent der 2.105 befragten Deutschen machten keine Angaben bzw. sagten „Weiß nicht“.
„Man erkennt hier den klaren Bürgerwunsch nach einem zusätzlichen Kontrollinstrument, gewissermaßen einer ‚demokratischen Notbremse‘, die verhindern soll, dass es in Zukunft weiterhin zu jahrzehntelanger Machtkonzentration à la Kohl und Merkel kommt“, analysiert Rayk Anders, Macher der Youtube-Politiksendung Armes Deutschland. „Diese als endlos empfundenen Amtszeiten verstärken, gerade in Zeiten großer Herausforderungen, den Eindruck politischen Stillstandes.“
Die 60 Prozent Befürworter für eine Begrenzung der Legislaturperiode von Kanzlerschaften teilen sich dabei wie folgt auf: Für die Begrenzung auf nur eine (vierjährige) Kanzleramtszeit sprachen sich 14 Prozent der Deutschen aus. 32 Prozent möchten die Amtszeit auf zweimal vier Jahre, also zwei Legislaturperioden beschränken. 9 Prozent sind für eine Obergrenze von drei Amtszeiten, also drei mal vier Jahre. Fünf Prozent der Befragten meinen, dass es eine andere Art von Beschränkung geben sollte.
Angela Merkel soll sofort entlassen werden
Wenn die Deutschen ein Mitglied der Bundesregierung sofort entlassen könnten, würden sich die meisten für den Kopf der Regierung, Angela Merkel (CDU) entscheiden. Mit deutlichem Vorsprung sprachen sich 24,7 Prozent für die Entlassung der Bundeskanzlerin aus. Auf Platz 2 der Unbeliebtheitsskala der Bundesregierung befindet sich die Verteidigungsministerin: 7,2 Prozent würden Ursula von der Leyen (CDU) sofort aus dem Bundeskabinett werfen. Sigmar Gabriel (SPD), Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler, möchten 6,1 Prozent der Deutschen sofort feuern. Es folgen Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) mit 4,9 Prozent, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit 4,7 Prozent und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) mit 3,9 Prozent. Die wenigsten Deutschen (0,5 Prozent) würden Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sofort entlassen.
16,9 Prozent der 2.105 befragten Deutschen würden dagegen kein aktuelles Mitglied der Bundesregierung sofort entlassen. Auch 16,9 Prozent machten bei dieser Frage keine Angaben bzw. antworteten „Weiß nicht“.
Spitzenpolitik: Angela Merkel wird am allerwenigsten vertraut
Bei der Frage, welcher/welchem SpitzenpolitikerIn die Deutschen am allerwenigsten vertrauen, rangiert die Bundeskanzlerin erneut unangefochten auf Platz 1. Zur Auswahl der laut aktuellem ZDF Politbarometer zehn „wichtigsten Politiker“ des Landes standen Winfried Kretschmann (Grüne), Frank-Walter Steinmeier (SPD), Wolfgang Schäuble (CDU), Angela Merkel (CDU), Gregor Gysi (Linkspartei), Thomas de Maizière (CDU), Horst Seehofer (CSU), Ursula von der Leyen (CDU), Sigmar Gabriel (SPD) und Sahra Wagenknecht (Linkspartei).
22,3 Prozent der Deutschen gaben an, Angela Merkel unter den Spitzenpolitikern am allerwenigsten zu vertrauen. 10,6% der Befragten gaben an Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, am allerwenigsten zu vertrauen. Mit 10,5% folgt dicht dahinter der bayrische Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Dahinter folgen Sigmar Gabriel (SPD) mit 8,7 Prozent und Ursula von der Leyen (CDU) mit 6,2 Prozent. Am besten schneidet laut den Deutschen Frank-Walter Steinmeier (SPD) ab: Nur 1,2 Prozent gaben an, dem Außenminister unter den wichtigsten Politikern des Landes am allerwenigsten zu vertrauen.
13,6 Prozent der 2.105 von YouGov Befragten gaben an, keinem der zehn SpitzenpolitikerInnen am allerwenigsten zu vertrauen. 12,7 Prozent machten bei dieser Befragung keine Angaben bzw. sagten „Weiß nicht“.
Zu guter Letzt: Für die Umfrage wurden 2.105 Deutsche vom 7. September bis 9. September 2016 von YouGov bevölkerungsrepräsentativ befragt. Einen detaillierten Blick in die Umfrageergebnisse gibt es hier